Im Sommer 1885 wurden die Leuchtenden Nachtwolken erstmals gesehen und beschrieben. Besonders Otto Jesse und Wilhelm Förster von der Berliner Sternwarte widmeten sich ihrer Erforschung. Schon damals überraschte die Wissenschaftler die Höhe dieser Wolken: Unglaubliche 83 km!

 

Zu beobachten sind die NLC´s auf der nördlichen Erdhemisphäre zwischen Mai und August und dann nur spät nach Sonnenuntergang, wenn unser Tagesgestirn sich 6 – 16 ° unter dem Horizont befindet. Es muss die Dämmerung schon sehr weit fortgeschritten sein, damit sich die dünnen Wolken, die noch von der Sonne bestrahlt werden müssen, vom dunklen Himmel abheben können (Sternenlicht durchdringt diese fast ungehindert). Normalerweise werden sie nur von Beobachtern zwischen 50° und 65° nördlicher bzw. südlicher Breite gesichtet. Stehen sie für südlichere Orte bei uns zu tief am Nordhorizont, so ist es nördlich von 65° in den Sommermonaten während der Nachtstunden zu hell, und die Wolken heben sich nicht mehr gegen den Himmel ab. Die Bestandteile der NLC´s sind Eiskristalle, die sich bei Temperaturen von bis zu  –150° C (!) aus dem in geringsten Mengen vorhandenen Wasserdampf an Kristallisationskeimen bilden. Der Entstehungsmechanismus der Wolken ist trotz intensiver Forschung bis heute nicht restlos geklärt.

 

Nach K. Schlegel (2001) erreichen die Temperaturen im Sommerhalbjahr in der Mesopause die niedrigsten Werte. Die atmosphärische Zirkulation hebt im Sommer die noch kalte Luft über den Polen an, sodass sie weiter abkühlt. So erklärt sich die Beschränkung der NLC-Sichtbarkeit auf die Frühlings- und Sommermonate (umgekehrt aber auf der Südhalbkugel: November bis Februar). Sie bilden sich in hohen polaren Breiten und bewegen sich in Richtung Äquator mit Geschwindigkeiten von 30 bis 120 m/s (!) und lösen sich beim Erreichen wärmerer Mesopausengebiete langsam auf. Wellen in Leuchtenden Nachtwolken weisen auf Wellenbewegungen in diesem Bereich der Atmosphäre hin.

 

 

Beobachtungsrückschau und Ausblick

Zurückblickend auf die Beobachtungsjahre in Österreich stellt sich die Frage, warum NLC´s von südlicheren Breiten als 50° N bisher sehr selten beobachtet worden sind. Gründe dafür dürften sein:

  • NLC`s stehen weit nördlich und erreichen für südliche Beobachter nur wenige Grad Höhe
  • Abschwächung durch Horizontdunst: NLC`s sind daher keine so auffällige Erscheinung wie in nördlichen Breiten
  • Sie werden in südlichen Lagen nicht erwartet und daher
  • sucht  nur selten jemand nach ihnen

Wünschenswert wäre es, wenn sich in den kommenden Jahren auch mehr Beobachter aus unseren Breiten an einer systematischen Überwachung des frühsommerlichen Dämmerungshimmels beteiligen würden, denn so selten, wie bisher angenommen, dürften sie selbst vom südlichen Mitteleuropa aus nicht zu beobachten sein.

 

 

Über die Zusendung von Beobachtungsberichten aus Österreich würde ich mich freuen (k.kaiser@eduhi.at).